Presse 2013


16. November 2013

"Man sollte robuste, alte Tafelsorten pflanzen"

16.11.2013 - HAINCHEN

NATURSCHUTZ Werner Nussbaum bestimmt Apfelsorten bei der Natur- und Vogelschutzgruppe Hainchen

(red). Die Mitglieder der Hainchener Natur- und Vogelschutzgruppe begrüßten viele Limeshainer Apfelbaumbesitzer, aber auch Gäste aus Brachttal, Erlensee und Friedberg zur Apfelsortenbestimmung.

Werner Nussbaum bei der SortenbestimmungWerner Nussbaum bei der Sortenbestimmung
Werner Nussbaum bei der Sortenbestimmung.
Foto: red

Während der dreistündigen Veranstaltung wurden dem Pomologen Werner Nussbaum aus Schöneck fast 100 Fruchtmuster zur Bestimmung vorgelegt, hauptsächlich Äpfel, aber auch einige Tafel- und Mostbirnen. "Zunächst schaue ich mir die äußeren Merkmale des Apfels, wie Form oder Kelch- und Stielgrube an", erläuterte Nussbaum. Anschließend werden die Früchte aufgeschnitten und das Kerngehäuse und die Kerne analysiert. "Die Kerne sind der Fingerabdruck einer jeden Sorte", so Nussbaum. Seine Vergleichssammlung, zwei Aktenordner gefüllt mit Kernen, musste Nussbaum aber nur in wenigen Fällen bemühen, die meisten Sorten konnte er bereits anhand der äußeren Merkmale bestimmen.

Über 40 verschiedene Apfelsorten waren dabei, am häufigsten tauchten der Rheinische Bohnapfel und der Rheinische Winterrambour auf. Außerdem bestimmte Nussbaum mehrfach Wetterauer Apfelsorten, wie den Himbacher Grünen, und räumte dabei auch mit einem Vorurteil auf: "Ditzels Rosenapfel, Himbacher Grüner und Calbacher Roter sind Wetterauer Sorten - nicht aber der Altenstädter Rote, der kommt aus Böhmen." Zwei Fruchtmuster alter Apfelbäume konnten selbst Nussbaum nicht eindeutig zuordnen, sie sollen weiteren Experten vorgelegt werden.

Außerdem gab Nussbaum Tipps zum Thema Apfel. "Sorten wie Golden Delicious oder Elstar sind für die heimische Obstwiese vollkommen ungeeignet, weil sie viel zu empfindlich sind. Man sollte besser robuste, alte Tafelsorten wie Signe Tillisch und Dülmener Rosenapfel pflanzen, die schmecken hervorragend."

Der Erhalt alter Apfelsorten und der Schutz der heimischen Obstwiesen seien ihm große Anliegen. "Wir müssen dahin kommen, dass die Keltereien 20 Euro für den Doppelzentner Äpfel bezahlen, dann lohnt sich auch wieder die Nutzung der Apfelbäume", so Nussbaum. Das setze aber die Bereitschaft der Verbraucher voraus, diesen Preis zu zahlen, und nicht zu billigen Apfelfruchsaft-Getränken aus dem Discounter zu greifen, die häufig aus chinesischem Apfelkonzentrat hergestellt würden. Auch die Getränkespezialitäten der Hainchener Naturschutzgruppe stellten sich als beliebt heraus. Neben dem ersten Apfelwein der Saison, der vor allem aus frühen Sorten wie dem Gravensteiner gekeltert wurde, gab es frischen Süssen und Rauscher. Das Küchenteam bot Reibekuchen mit Goldparmänen-Apfelmus und Wildbratwürste an.

Der obige Artikel in der Presse:
©2013, Kreis-Anzeiger, 16.11.2013


4 . März 2013

Was dieses Jahr ins Gerippte fließt

Von Thomas J. Schmidt

Mehr als 1000 Frankfurter kamen zu "Apfelwein im Römer"

Der Apfelwein in Frankfurts Römer: Zum fünften Mal schon haben Kelterer aus Frankfurt und Umgebung ihre neuen Jahrgänge präsentiert. Zahlreiche Besucher kamen und schmeckten den neuen Wein.

Frankfurt. Euro. Andreas Schneider vom Obsthof Steinberg in Nieder-Erlenbach, einer der Initiatoren der Jahrgangspräsentation, freute sich: "Es waren noch mehr Besucher als im Vorjahr." Insgesamt 65 Hersteller aus sechs Ländern präsentierten ihre Erzeugnisse.

Pomologe Werner Nussbaum steht auf SiebenschläferPomologe Werner Nussbaum steht auf Siebenschläfer
Pomologe Werner Nussbaum steht auf
"Siebenschläfer" - so heißt der Apfel des Jahres 2013.
Foto: tjs

Der Apfel des Jahres

Für Werner Nussbaum war es Ehrensache: Der Vorsitzende des Pomologenvereins Hessen erläuterte den Besuchern den Unterschied zwischen Ananasrenette, Glockenapfel und dem Rheinischen Krummstiel? Dutzende Apfelsorten haben die Pomologen in kleinen Schalen vor sich. "Wir erläutern, was es alles gibt. Viele der rund 2500 Apfelsorten in Deutschland sind gefährdet", so Nussbaum. Seit 2003 wählt sein Verein - Landesgruppe Hessen - jährlich einen Apfel des Jahres. In diesem Jahr ist es der "Siebenschläfer".

Für Chantal Friedrich aus Nieder-Erlenbach war das nicht das Thema. Die Kochlehrerin präsentierte ihre Marmeladen auf der Apfelwein-Messe: "Jedes Jahr koche ich rund 25 bis 30 Sorten." Von Holundermarmelade und Apfelwein-Gelee bis zu exotischeren Sorten: Friedrich fand viele Interessierte, die sich ein frisches Brot - gab's auf der Messe kostenlos - mit Marmelade schmierten. Ihre Sorten werden übrigens über den Zwischenhandel weiter verbreitet.

Die Saftpresse auf Tour

Als einer der wenigen noch selbst kelternden Apfelweinwirte zeigte auch Robert Theobald, Wirt der "Buchscheer" in Sachsenhausen, wie bei ihm der neue Jahrgang schmeckt. Der Streuobst-Wein ist lieblich und leicht, der sortenreine Bohnapfel-Wein schmeckt sortentypisch säuerlich-fruchtig.

Martha Schmidt aus Greifenstein hatte ein anderes Angebot: Sie fährt mit ihrer mobilen Mosterei durch halb Hessen, war auch schon in Frankfurt, um etwa für Obst- und Gartenbauvereine Obst zu pressen. "Der Apfelsaft wird gleich pasteurisiert und hygienisch in Beuteln abgegeben", sagt die Unternehmerin. Er ist bis zu 15 Monaten haltbar.

Mit von der Partie waren die Landmetzgerei Hornung aus dem Odenwald, das Oberurseler Käsehaus "Les Fines Bouches" und die neue Initiative "Die Streuobstwiesenretter". Erstmals haben zwei reine Straußenwirtschaften als Aussteller teilgenommen.

Der obige Artikel in der Presse:
©2013, Frankfurter Neue Presse, Artikel vom 04.03.2013, 03:15 Uhr (letzte Änderung 02.04.2013, 18:15 Uhr)